
HistorieNachtwäsche ist gerade in frühen Zeiten nur schwer nachzuweisen. Während es Abbildungen und Beschreibungen der Alltags- und Festtagskleidung durch fast alle Zeiten hindurch gibt, gehört die Nachwäsche zu jenen Kleidungsstücken, die nur schwer greifbar sind. Wahrscheinlich sind es zwei gänzlich unterschiedliche Entwicklungen, die zur heutigen „Nachtmode“ führten. Zum einen gab es ein Bedürfnis vor allem empfindliche Teile des Körpers zu schützen. Hier steht die Nachtbekleidung in engem Zusammenhang mit der allgemeinen Geschichte der Bekleidung, vor allem der Unterbekleidung. Ein Lendenschurz oder ein Tuch, das um den Körper gewickelt wurde, waren die einfachsten Bekleidungsstücke. Diese Art der Bekleidung wurde zu Beginn wohl als Tageskleidung getragen, da man lange Zeit nackt schlief oder sich in dicke Pelze, Decken oder Tücher hüllte. Es besteht allerdings durchaus die Möglichkeit, dass auch Unterbekleidung als Nachtwäsche getragen wurde, beispielsweise in kalten Nächten. Neben Schutz und Wärme mag auch die Hygiene eine Rolle gespielt haben. Seit dem Mittelalter waren in Mitteleuropa lange Hemden oder Unterkleider als Unterwäsche üblich. Sie entwickelten sich wohl aus der römischen Tunika. Im Gegensatz zur Oberbekleidung wurde diese Unterbekleidung regelmäßig gewaschen und manchmal auch als Nachtwäsche getragen. Jedoch war es noch ein langer Weg bis zu den heute gängigen Pyjamas und Nachthemden. Im Italien des 15.Jahrhunderts gab es erste Hinweise auf Nachthemden, die nur nachts benutzt wurden. Später wurden sie allgemein in der europäischen Oberschicht übernommen. Diese Nachthemden, von Frauen und Männern getragen, waren sehr einfach geschnitten und meist aus Wolle oder Leinen gefertigt. Der Pyjama wurde erst im 18 Jahrhundert in Europa bekannt. Seit dieser Zeit löste er langsam das Nachthemd für den Mann ab, zunächst in Großbritannien, dann auch im restlichen Europa. Dennoch wurde das Herren- Nachthemd noch bis ins 20. Jahrhundert getragen. Im Jahre 1860 entwickelte die Firma Schiesser jene Unterhosen für den Mann, die heute üblich sind. Die Unterhose gab es in ihrer langen Form seit dem 18. Jahrhundert, wurde aber nur von der Oberschicht getragen. Sie war bald eine beliebte Herren-Nachtwäsche. Frauen war es zunächst nicht gestattet, Unterhosen zu tragen. Aus gesundheitlichen und emanzipatorischen Gründen entstand die Reformbekleidung, die unter anderem auch die Unterhose für die Frau mit sich brachte. Bis etwa um 1900 war diese Unterwäsche im Schritt noch offen. Die Nachtwäsche der Frauen änderte sich langsam in den Weltkriegen und der Nachkriegszeit. Ebenso wie die Hose für die Frau langsam ihren Weg in die Damenmode fand, wurden auch Pyjamas für Damen zulässig. Heute können Frauen Pyjamas ebenso tragen wie Nachthemden. Die Nachtwäsche ist vielfältiger denn je. |