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Historie

Historie

Der klassische Anzug im Sinne eines Herrenanzugs ist eine Kombination aus drei Teilen. Er besteht aus der Anzughose, dem Sakko und einer Weste. Alle drei Bekleidungsstücke sind aus demselben Stoff angefertigt. Historisch lässt sich die Entwicklung des Anzugs zu seiner heutigen Form nur anhand der einzelnen Teile darstellen. Die früheste Erscheinungsform des Anzugs war zu Beginn des 18. Jahrhunderts anzutreffen, als der Mann eine knielange Jacke zusammen mit einer Weste zu einer Kniehose trug. Dabei waren die drei Teile noch aus unterschiedlichen Stoffen verschiedener Farben hergestellt.

Noch bis zur Biedermeierzeit wichen Hose und Jacke in der farblichen Gestaltung voneinander ab. Erst später glich man die Farben beider Kleidungsstücke allmählich an. Der Anzug in seiner heutigen Form entwickelte sich Beginn des 20. Jahrhunderts, als Gustav Stresemann der Einfachheit halber und aus Gründen der Bequemlichkeit die längere Jacke eines Cutaway durch eine kürzere, dem heutigen Sakko ähnliche Jacke ersetzte.

Modelle

Modelle

Anzüge lassen sich unter den Gesichtspunkten Schnitt und Trageanlass in verschiedene Modelle unterteilen.

• Der Schnitt eines Herrenanzugs ist vorwiegend von der Art des Sakkos bestimmt. Es gibt die traditionellen einreihig geknöpften Jacketts und die eleganteren zweireihigen Sakkos. Beim Zweireiher ist darauf zu achten, dass der unterste Knopf offen bleibt, eine Weste wird hierzu nicht getragen, da sie gar nicht zu sehen wäre. Das einreihige Sakko kann nach der Anzahl der Knöpfe unterschieden werden: Es gibt den amerikanischen Stil mit zwei Knöpfen und den englischen mit drei Knöpfen. Letzterer hat sich mittlerweile durchgesetzt. Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit bietet der Rückenschlitz. Ein Sakko ohne Rückenschlitz ist im sogenannten kontinental-europäischen Stil gefertigt, der klassische, englische Schnitt hat zwei Schlitze, die amerikanische Variante hingegen nur einen mittleren Schlitz.

• Das einfachste Modell eines Anzugs ist der seriöse Herrenanzug. Dieser Typ hat sich im Laufe der Jahrzehnte in der Geschäftswelt als Standardbekleidung für Herren durchgesetzt. Er kann zweiteilig aus Jacke und Hose bestehen oder um eine Weste ergänzt werden. Mittlerweile sind dreiteilige Modelle mit Weste von dem etwas leichteren zweiteiligen Anzug in den Hintergrund gedrängt worden.

• Wenn an einem festlichen Abend Herren Anzug tragen, handelt es sich oft um einen Smoking, der seltener „kleiner Gesellschaftsanzug“ genannt wird. Ursprünglich bestand der Smoking nur aus einer einzelnen Jacke, welche die Herren über ihre Kleidung zogen, bevor sie zum Paffen ins Raucherzimmer gingen. Der Smoking wird aus einem edlen und teuren Stoff genäht, ausnahmslos in Schwarz. Ein Muss sind Besatzstreifen auf der Außenseite jedes aufschlaglosen Hosenbeins. Zu einem klassischen Smoking wird ausschließlich eine Fliege in Schwarz getragen, dazu vorzugsweise schwarze Lackschuhe.

• Eine Steigerung des Smoking ist der Cutaway, der festlichste Anzug für Herren tagsüber. Heutzutage wird er kaum noch getragen, höchstens zu ganz besonderen gesellschaftlichen Anlässen wie Hochzeiten oder Staatsempfängen. Das Typische am Cutaway ist gleichzeitig das Atypische für den Anzug, nämlich die schwarz-grau gestreifte Hose, hellgraue Weste und schwarze Jacke. Der Schnitt der Jacke verläuft halbrund, etwa auf Höhe des Bauchnabels nach hinten, fast bis hinab zu den Kniekehlen.

• Der Frack wird als festlichster Herren-Anzug betrachtet, aber im Gegensatz zum Cut ausschließlich zu abendlichen Veranstaltungen und Anlässen getragen. Die Jacke beim Frack ist ähnlich geschnitten wie beim Cut, der Schoß ist im Rückenteil jedoch zweigeteilt, weshalb sich die Bezeichnung „Schwalbenschwanz“ herausgebildet hat. Farblich sind die beiden Teile gleich, nämlich schwarz, entsprechend einem Anzug im herkömmlichen Sinn.

• Den klassischen Anzug für Herren gibt es in klein auch als Kinder-Anzug. Er wird üblicherweise als Festtagsgarderobe zu Anlässen wie Kommunion oder Konfirmation getragen, auch wenn sich die wenigsten Kinder wirklich wohl darin fühlen.

Stilrichtungen

Stilrichtungen

Nach klassischer Auffassung gibt es kaum eine Möglichkeit, den Stil von Herrenanzügen zu modifizieren. Im Zuge der Lockerung von Dresscodes ist es heute erlaubt, selbst einen konventionellen Anzug zu variieren. Eigentlich wird der Herrenanzug mit Hemd und Krawatte getragen. Elegant und zeitlos ist ein weißes Hemd zum dunkelfarbigen Anzug, mit einer dezenten unifarbenen Krawatte. Im Bankgewerbe haben sich Krawatten mit blockförmigen Querstreifen in Blau und Rot als „Erkennungsmerkmal“ etabliert. Die erste Stufe der Lockerung ist ein offener Hemdkragen, den Anzug also ohne Krawatte zu tragen. Vorteilhaft ist in diesem Fall, dass das weiße Hemd durch ein farbiges ersetzt werden kann, gemäß den aktuellen Trends beispielsweise durch ein hellblaues oder kariertes. Im Herbst und Winter ziehen Herren gerne einen Pullover zum Anzug an. Dieser sollte nach Möglichkeit farblich sehr dezent sein und aus einem hochwertigen, feinen Wollstoff wie Merino oder Kaschmir gefertigt sein. Dieser Stil gilt als eher leger und passt weniger zu formellen Anlässen oder Geschäftsterminen. In den 1980er Jahren kam durch die populäre Krimiserie „Miami Vice“ die Variante T-Shirt zum Anzug auf. Allerdings ist es nicht gelungen, diesen Stil in den Dresscode für Business-Kleidung zu übernehmen. So gilt diese Abwandlung des klassischen Anzugstils immer noch als außergewöhnlich, mit einem Poloshirt mittlerweile aber wieder als sehr modisch.

Allgemeiner Trend

Allgemeiner Trend

Sehr aktuell ist derzeit der graue Herrenausstatter-Anzug. Grau ist nämlich die Farbe des Understatements. Sie passt zu nahezu jedem Anlass und lenkt nicht vom Wesentlichen ab, nämlich dem, was drinsteckt. Ein Armani-Anzug in Grau mit feinen Nadelstreifen liegt voll im Trend. Praktisch sind die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten der neutralen Farbe Grau. Die graue Hose passt gut zum blauen Blazer, der maritime Look ist immer gut. Elegant wird der graue Anzug mit einem weißen Hemd und schwarzen Schuhen, wie bei Gianfranco Ferré. Umgekehrt wird’s richtig sportlich und cool, zieht man ein farbiges Hemd an und dazu passende Sneaker im Retro-Look, beispielsweise von Calvin Klein. Eine Krawatte ist hierzu jedoch tabu.

DSquared2 zeigen in ihrer neuen Kollektion einen sehr ungewöhnlichen, aber topmodischen Designer-Anzug: Bei dem hellgrauen Zweireiher ist die Knopfleiste weit nach oben gerutscht, das Sakko entsprechend nur bis kurz oberhalb der Hüften geschnitten. Der Anzug fällt insgesamt schmal aus und wirkt sehr jung.

Ebenfalls im Trend liegt, wer den Smoking abwandelt und Hose und Sakko unabhängig voneinander trägt: Zum Sakko eine modische Jeans mit Lackschuhen und Fliege, die Smokinghose mit einem lässigen V-Pullover über einem Hemd mit schmaler Krawatte kombiniert, das ist der aktuelle Style!

Bleibt man lieber dem etwas konservativeren Stil treu, lockert die sogenannte Handnaht einen etwas eleganteren Anzug durchaus auf.

Resümee

Resümee

Der Anzug ist ein Bekleidungsstück, dessen Silhouette sich über Jahrzehnte hinweg kaum verändert hat. Nur in Details hat er sich den modischen Gegebenheiten angepasst. Allerdings macht der allgemeine technische Fortschritt auch vor dem klassischen Herrenanzug nicht Halt. Mit einem „Bodyscanner“ werden potenzielle Anzugträger vermessen, der Kunde wählt Stoff, Knöpfe und Schnitt aus und erhält dann seinen durchaus erschwinglichen, eigens angefertigten Maßanzug. Auf diese Weise dürfte eine Anzug-Übergröße kein Problem mehr sein, denn die Preise für einen solchen Herrenausstatter-Anzug, für den ein Computer Maß genommen hat, bewegen sich im Rahmen derer von der Stange.

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