Der Begriff "Farbe" ist aus
naturwissenschaftlicher, drucktechnischer, physiologischer oder
philatelistischer Betrachtungsweise mit unterschiedlichen Akzenten
erörterbar.
Objektive Farbeigenschaften sind mit physikalischen oder chemischen
Methoden bestimmbar. Dazu gehören:
a) der Farbton, der durch die Wellenlänge der elektromagnetischen
Strahlung, die von einem Farbkörper ausgeht, festgelegt ist,
b) die Farbsättigung, welche den Grad der Farbigkeit im Vergleich
zu einem gleichhellen Grauton angibt,
c) die Farbhelligkeit, welche die Leuchtdichte mit dem Normalweiß
vergleicht.
Subjektive Farbeigenschaften beruhen auf menschlichen Empfindungen.
Sie werden durch elektromagnetische Strahlung (Licht) ausgelöst,
durch das Auge vermittelt und im Gehirn verarbeitet.
a) Der Gesichtssinn erfasst Farbe als eine durch den objektiv
gegebenen Farbreiz ausgelöste subjektive Empfindung.
b) Die Farbwahrnehmung ist ein psychischer Prozess, der u. a.
von der Art und Stärke der Beleuchtung, vom Umfeld, von der
Raumbeziehung und vom Zustand des menschlichen Sehapparates abhängt.
c) Beleuchtung: Die Farbe eines Gegenstandes ist nur bei konstanter
Beleuchtung vergleichbar! Das Auge ist allerdings in der Lage,
Veränderungen von Lichtart und Beleuchtungsstärke bis
zu einem gewissen Grad auszugleichen. Damit wird die Beurteilung
einer Farbe noch zusätzlich subjektiv belastet.
Druckfarben sind Körperfarben und bestehen aus drei Hauptkomponenten:
a) Farbmittel (Pigmente)
b) Bindemittel (Firnisse und Harze)
c) Hilfsstoffe (Lösungsmittel, Trockenstoffe).
Die fundamentalen physikalisch-optischen Eigenschaften der Farbmittel
sind ihr Absorptions- und Streuvermögen.
Da sich die Druckverfahren durch die Lage der druckenden Teile
unterscheiden, müssen für jedes Druckverfahren Druckfarben
mit bestimmten Eigenschaften verwendet werden.
Chemisch unterschiedliche Farbmittel können - rein oder
in Mischung - einerseits die gleiche Farbempfindung hervorrufen,
andererseits können chemisch gleiche Farbmittel aufgrund
unterschiedlicher Durchmischungen, Pigmentgrößen, Binde-
und Lösungsmitteln, Trocknungsstoffen und Papiersorten sowie
ungleichmäßiger Druckzurichtung visuell zu sehr auffälligen
und unterschiedlichen Farbeindrücken führen.
Druckfarben auf Briefmarken unterliegen auf längere Zeit
gesehen den gleichen klimatischen und chemischen Einflüssen
wie das Druckpapier. Sie können durch Reaktion eines Metallbestandteiles
mit schwefelhaltigen Substanzen, Umwelteinflüsse, Ausbleichen
lichtempfindlicher Farbmittel, Reaktion mit dem Markengummi oder
Druckpapier sowie dem Albenmaterial usw. ihren Farbton verändern.
Auch die altersbedingte Bräunung des Firnisses kann eine
Rolle spielen.
Farbtönungsunterschiede (katalogisierte Unterarten, die
im philatelistischen Sprachgebrauch mit dem Kurzbegriff "Farben"
bezeichnet werden) sind meist in Farbgruppen zusammengefasste
signifikante Unterschiede der gleichen Hauptfarbe (z.B. grün:
gelbgrün, blaugrün), die visuell (u. U. nur unter UV-Licht)
aber getrennt werden können.
Farbtönungsunterschiede entstehen in der Regel durch abweichende
Mischungen der Druckfarbe.
Sie können in einigen Fällen aber auch während
des Drucks bei einzelnen Bögen oder sogar innerhalb eines
Bogens durch chemische oder physikalische (mechanische) Einwirkungen
entstanden sein, z. B. sog. Farbschwankungen durch unterschiedliche
Sättigung einer Druckfarbe (helle und dunkle Farbeindrücke).
Solche "Übergangsstücke" können manchmal
nicht eindeutig zuzuordnen sein.
Innerhalb der katalogisierten Farbtönungsunterschiede gibt
es wieder mehr oder weniger viele Nuancen, wobei in der häufigsten
Farbgruppe die Anzahl dieser Nuancen meistens am größten
ist.
Da bei der Katalogisierung der Farbtönungsunterschiede im
Laufe der historischen Entwicklung keine Unterschiede bezüglich
deren Entstehung gemacht wurden, können also bei einer Marke
zwei katalogisierte Farbtönungsunterschiede visuell gar nicht
so auffällig abweichend, jedoch unterscheidbar sein, während
bei einer anderen Marke visuell auffälligere, aber nicht
exakt trennbare Farbschwankungen vorliegen.
Katalogisierte Farbtönungsunterschiede werden signiert bzw.
attestiert.
Farbfehldrucke sind versehentliche oder unbefugte Druckausführungen
einer Marke in einer anderen als der vorgesehenen Farbe.
Katalogisierte Farbfehldrucke werden signiert bzw. attestiert.
Farbänderungen sind gewollte Änderungen der Druckfarbe
durch einen neuen Druckauftrag. Die gewollte Änderung kann
hierbei im gleichen Farbtönungsbereich (z.B. dunkelgrün
statt hellgrün) bleiben, oder zu einer ganz anderen Druckfarbe
(z.B. rot statt grün) führen.
In der Regel werden den Farbänderungen neue Kataloghauptnummern
zugeteilt.
Verfärbungen sind nach dem Schalterverkauf der Marken z.
B. durch Oxidation, Lichteinwirkung, Lösungsmittel sowie
durch gezielte oder unbeabsichtigte chemische (auch biologische)
Beeinflussung eingetretene Änderungen der Druckfarbe.
Signifikant verfärbte Marken werden in der Regel nicht oder
höher signiert. Für hochwertige Stücke können
Befunde mit entsprechenden Angaben ausgestellt werden.
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